Pascal Schmid 30.12.2015 6 min read

Cloud Computing – lokal bewölkt Das Zauberwort heisst «Hybrid Cloud»

JAHRESRÜCKBLICK DES HIV

Presseartikel, Bieler Tagblatt, 30. Dezember 2014

Die Cloud, der zentrale Datenspeicher in einem Rechenzentrum irgendwo auf dieser Welt, hat sich in den letzten Jahren vom Modethema zum festen Bestandteil jeder Informatikstrategie gewandelt. Unternehmen jeglicher Couleur setzen heute cloud-basierte Services produktiv ein. Doch wie viel Cloud darf es denn sein?

Diese Frage beschäftigt viele IT-Leiter auch in unserer Region. Die Vorteile von Cloud Computing bezüglich Flexibilität, Konzentration auf das Kerngeschäft sowie nutzungsabhängiger Kostenmodelle sind offensichtlich, trotzdem bleiben viele Fragen offen: Welche Art von Cloud Computing in welcher Dosis ist für mich und mein Unternehmen die richtige? Tägliche Meldungen in der Presse über Ausfälle bei grossen, globalen Cloud-Anbietern, Cyberattacken und Datenklau sorgen zudem für viel Unsicherheit beim Thema Cloud Computing. Eine Umfrage bei regionalen CIOs zeigt, dass rund zwei Drittel eine Umstellung von einem internen Betrieb der IT auf eine Lösung aus der Cloud als Risiko betrachten.

Wie bringe ich also die Vorteile und die vermeintlichen Risiken von Cloud Computing für mein Unternehmen zusammen? Diese Frage lässt sich leicht beantworten: Das eine tun, das andere nicht lassen! Das Zauberwort heisst «Hybrid Cloud».

Als hybride Cloud wird die Kombination von Public-Cloud-Angeboten zum Beispiel von Google, Amazon, Microsoft und anderen mit Installationen im eigenen Unternehmen oder bei einem lokalen Cloud-Anbieter mit einem Rechenzentrum in der Region verstanden («Private Cloud»). Eine hybride Cloud bedeutet also: Ein bisschen Public, ein bisschen Private und den Rest im Keller, umrühren und fertig? Dies ist zwar vom Prinzip her richtig, aber ganz so einfach lassen sich hybride Architekturen dann doch nicht umsetzen. Um Cloud Computing erfolgreich zu nutzen, sind vorgängig einige wichtige Fragen im Unternehmen selber zu klären: Was will ich mit Cloud Computing erreichen? Ziele können sein: Erhöhung der Flexibilität der IT, Brechen von Lastspitzen, Nutzung temporärer Ressourcen, Unterstützung von mobilen Mitarbeitern, Erzielen von Kostenersparnissen, Investitionsschutz.

Ebenfalls muss ich mir über die Klassifizierung sämtlicher Daten in meinem Unternehmen Gedanken machen: Handelt es sich um besonders schützenswerte Daten gemäss schweizerischem Datenschutzgesetz? Wer nutzt wann, wo, wozu, wie oft die entsprechenden Daten? Wie schütze ich meine Daten heute? Erst wenn diese rein betriebswirtschaftlichen Anforderungen klar formuliert sind, kommt die Technik ins Spiel. Konzentriert man sich zu früh auf die Technik, besteht die Gefahr, dass innovative und neuartige Denkansätze von Anfang an ausgeblendet werden. Eine allgemein gültige Formel, welche Anwendung respektive Software in welcher Form betrieben werden soll, gibt es nicht. Unbestritten ist hingegen, dass sich gewisse Applikationen für das eine oder andere Betriebsmodell besser oder eben weniger gut eignen. In den meisten mittelständischen Unternehmen befinden sich nach wie vor neben modernster Software historisch gewachsene Systeme älteren Jahrgangs. Diese werden kaum je als Cloud-Service extern zur Verfügung gestellt werden. Nichtsdestotrotz lassen sich solche Systeme dank moderner Konvertierungsmöglichkeiten und Virtualisierung ebenfalls in einer hybriden Architektur abbilden.

Daneben gibt es viele Anwendungen, die problemlos und mit einigen Klicks in die Cloud verschoben werden können. Gerade im Bereich Office-Anwendungen und vor allem bei E-Mail sind die Angebote bereits vielfältig und weit verbreitet. Ein weiteres typisches Einsatzgebiet findet sich im Bereich Speicher, Backup und Archivierung. Gerade im Zusammenhang mit «Big Data» sind Speicher-Anwendungen aus der Cloud äusserst beliebt. Auch im Bereich Datensicherung können Online-Backup-Services die bestehende Datensicherungsstrategie ideal ergänzen. Szenarien, bei denen die Sicherung in der gleichen Umgebung oder sogar im selben Raum wie die Produktivsysteme umgesetzt werden, sind häufig. Solche Modelle haben im Katastrophenfall jedoch keine grossen Erfolgschancen auf Wiederherstellung. Bei Online-Backup-Services werden dagegen lokale Datenbestände vollautomatisiert in der Cloud repliziert und sind jederzeit und von überall her zugänglich.

Als erfolgversprechend kann eine hybride Architektur also dann angesehen werden, wenn folgende Prämissen erfüllt sind: Jedes System respektive jede Applikation befindet sich im geeigneten Betriebsmodell (in einer Public Cloud, bei einem lokalen Hosting-Partner oder im eigenen Haus); die einzelnen Systeme sind in eine ganzheitliche Architektur integriert und fungieren nicht als Insel; die hybride Architektur ermöglicht nachweislich eine Kostenersparnis oder Effizienzsteigerung.

Schön und gut – aber wie komme ich konkret in die Cloud? «Think global – actlocal!» In der Region gibt es namhafte Unternehmen, die sich auf Cloud Computing spezialisiert haben und Ihr Unternehmen auf dem Weg in die Cloud unterstützen.

Info: In einem vierteiligen Rückblick beleuchten Wirtschaftsvertreter aus der Region das abgelaufene Jahr.