Mike Vogt 09.11.2016 9 min read

Das Internet of Things macht nicht halt vor der Stadtgrenze

Im Vergleich zu unseren Europäischen Nachbarn ist das Thema Smart City noch nicht richtig in der Schweiz angekommen. Warum?

Was sind die Herausforderungen in der Stadtentwicklung?

Wir haben in der Schweiz immer noch eine hochstehende Infrastruktur und der Leidensdruck ist noch nicht gross genug. Das ist eigentlich erstaunlich in Anbetracht der Tatsache, dass Dreiviertel der Schweizer Bevölkerung in Städten lebt und grosse Herausforderungen im Anzug sind:

  • Eine starke Zunahme der Mobilität bei schwach wachsender Verkehrsinfrastruktur
  • Die Energieversorgung bei einer zunehmenden Elektrifizierung des Lebens und in einem liberalisierten Strommarkt.
  • Umsetzung der Energiestrategie 2050 und die Reduktion von CO2 Emissionen.
  • Die Zunahme des Wettbewerbs der Städte untereinander.
  • Verdichtetes Bauen bei einer wachsenden und zunehmend überalterter Bevölkerung
  • Konvergenz von Netzen und Multifunktionalität von Geräten
  • Exponentielle Zunahme von Daten und die Herausforderung diese Daten sinnvoll zu nutzen, sicher zu machen, und gesetzlich zu regeln. 

Die Smart City Technologien können einen entscheidenden Beitrag zur Lösung von vielen dieser Probleme beitragen, denn das Aufkommen des Internet of Things (IoT) eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, auch im öffentlichen Bereich. IoT kann irgendein Objekt mit Sensoren ausstatten und die gemessenen Daten über Funk in Echtzeit weiterleiten an IT-Systeme . Dies ermöglicht eine bessere Entscheidungsgrundlage oder sogar eine automatische Steuerung von Maschinen untereinander (M2M).

Warum ist es so wichtig, sich schon jetzt mit Smart City zu befassen ?

Der Markt in der Schweiz steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Prognosen sind sehr vielversprechend. Das renommierte Marktforschungsinstitut Gartner prognostiziert für das Jahr 2020 weltweit einen Anstieg der IoT Devices von heute 1 Mia auf 4 Mia! Und davon entfallen 1 Mia auf den öffentlichen Sektor.

 

Die Zeit ist gekommen, dass die Städte und städtischen Betriebe die Datenhoheit sichern oder zurückgewinnen müssen. Ein gutes Beispiel ist der Verkehr. Wer achtet noch auf Umleitungen und Wegweiser? Eigentlich haben schon heute Google und TomTom die Verkehrsleitung in den Städten übernommen, denn über die Hälfte der Autos sind mit Navigationssystemen ausgestattet. UBER ist ein zweites Beispiel, dass Privatunternehmen mit smarten Geschäftsmodellen in den Öffentlichen Sektor vordringen . Wenn die Städte das Heft nicht selber in die Hand nehmen, dann werden es Dritte tun

Wann ist eigentlich eine City ‘Smart’?

Das BFE hat dazu eine treffende Definition verfasst: Eine Smart City bietet ihren Bewohnern maximale Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch dank einer intelligenten Verknüpfung von Infrastruktursystemen (Transport, Energie, Kommunikation etc.) auf unterschiedlichen hierarchischen Stufen (Gebäude, Quartier, Stadt).

 

Eine City, die smart ist, ist gar keine City mehr! Denn Funknetzte machen nicht halt vor geografischen Grenzen. Unter dem Label SmartSuisse wird bewusst die Smartifizierung über die politischen Gemeinden hinaus thematisiert, welche sich am wirklichen Leben der Bürger orientiert. Darum gefällt mir die Vision von Professor Finger von der EPFL, der die Schweiz langfristig als eine 10 Millionen Stadt innerhalb von Europa sieht.

Data is King

Bei IoT und Smart City geht es um Daten, Daten, Daten und die Schlüsselfrage wird sein, wie diese Daten monetarisiert werden oder in eine höhere Lebensqualität umgewandelt werden können.
Wir Schweizer sind sehr gut im Bauen von Netzen und wir haben wie eingangs erwähnt eine hochstehende Infrastruktur, sei es im Bereich von Mobilfunknetzen oder Stromnetzen. Wir gehören auch zu den führenden Nationen, wenn es um die Penetration von Glasfasern geht.

 

In der Datenübertragung wurde also schon sehr viel erreicht. Nun geht es darum, diese Daten miteinander zu verknüpfen, diese Daten weiterzuverarbeiten und zu nützlichen Entscheidungsgrundlagen auszuwerten. Dazu braucht es einen neue Software Layer – quasi ein städtisches Betriebssystem – und einen Ort, an dem die Unmenge an Daten sicher gespeichert und schnell und flexibel zur Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt werden kann. Themen wie Datensicherheit, Datenschutz und Cloud Computing werden in Zukunft gerade im öffentlichen Sektor enorm an Bedeutung gewinnen. Daher ist es wichtig, dass sich Firmen wie die netrics AG intensiv mit Themen wie IoT und Data Collection befassen und bereits heute entsprechende Lösungen anbieten, welche den hohen Anforderungen einer SmartCity genügen.

Ein Blick in die Zukunft, was erwartet uns langfristig in der Smart City?

Ich möchte die Frage am Beispiel der Mobilität beantworten. Heute fahren wir mit unserem Privatwagen an den Bahnhof und lassen ihn dort während dem ganzen Tag stehen für teures Geld. Es ist total ineffizient, einen Privatwagen zu finanzieren, der nur während 5% am Tag genutzt wird. In Zukunft wird das CarSharing enorm an Bedeutung gewinnen. Ich fahre ein Auto und stelle es einfach irgendwo ab in der Stadt, so dass es ein nächster Nutzer mit seinem Smartphone oder seiner Smartwatch wieder öffnen bzw. übernehmen kann. Neben dem CarSharing wird im OeV die Mobilitätskette geschlossen werden von Tür-zu-Tür.

 

Das wird die Lebensqualität von Jungen, Alten oder behinderten Menschen enorm erhöhen. Stellen Sie sich vor, Sie bestellen per App ein Abholdienst-Posttaxi, das Sie rechtzeitig zum Bahnhof fährt und direkt ans richtige Geleise bringt. Und auf Ihrem reservierten Sitzplatz im Zug steht ein glutenfreier Cappuccino, den Sie per App gleich mitbestellt haben… Darum schätze ich uns glücklich, dass wir in der sehr kurzen Zeit, die uns für die Planung der SmartSuisse zur Verfügung steht, bereits Key Player als Partner gewinnen konnten, wie die SBB, Post, Swisscom, Microsoft, Spie, Elektron, Cisco, BMW und die Baufirma Losinger Marazzi.

SmartSuisse – die Konferenzausstellung für die SmartCity

Die erste Konferenz findet am Donnerstag, dem 27.April 2017 im Congress Center in Basel statt und konzentriert sich auf 3 Bereiche:

 

Smart Governance – Vom Projekt zur Smart City Strategie und die neue Rolle der Stadt

 

Smart Urban Mobility – Der Umbau von traditionellen Verkehrsbetrieben zu modernen Mobilitätsdienstleistern wie zum Beispiel der SBB.

 

Smart Resources – Die Smartifizierung der Stadtwerke und Logistikbetriebe wie die Post.

 

Zuerst werden die Themen in Keynote Referaten von Experten lanciert und danach in Workshops der Partnerfirmen vertieft behandelt. Dazu werden konkrete Lösungen in einer Begleitausstellung mit rund 20 Ausstellern gezeigt.

 

SmartSuisse konzentriert sich aber vor allem auf horizontale, branchenübergreifende Lösungen. Ich möchte dies anhand des Strassenlichts erklären: Die Strassenlampe der Zukunft wird multifunktional sein mit eingebauten Sensoren für die Messung von Lärm und Luftqualität. Sie werden Kameras eingebaut haben zur Verkehrszählung, Überwachung oder zum Auslesen von Nummernschilder für Smart Parking. Sie werden auch Anschlüsse haben zum Aufladen von Elektroautos.

 

So ein Investitionsentscheid kann nicht nur vom Stadtwerk allein gefällt werden, sonder muss zum Beispiel die Ämter für Mobilität, Energie und sogar die Polizei miteinbeziehen. Und genau darum wird es gehen bei SmartSuisse, aufzuzeigen, dass Smart City ein ämterübergreifendes Zusammenarbeiten notwendig machen wird. Smart City wird keine technologische Herausforderung sein, sondern eine organisatorische. Ein Hauptziel der SmartSuisse ist es darum, die Vernetzung unter den Stakeholdern zu fördern. Ein Live Event ist dabei nachwievor die beste Gelegenheit, um neue Geschäftskontakte zu knüpfen.