Susanne Becker 10.03.2022 11 min read

CEO feiert Gipfelerfolg am Mount Vinson und erreicht den Südpol

 

Im vergangenen Dezember/Januar hat Pascal Schmid, CEO der Netrics-Gruppe, das erlebt wovon viele träumen, aber nur selten wagen. In einem 5-köpfigen, europäischen Team unter Leitung des international erfahrenen Bergführers Andreas Neuschmid, begab er sich auf eine Expedition durch die Antarktis. Dabei bestieg er den Mount Vision (einen der 7 Summits[1]) und durchkehrte auf Skiern den letzten Breitengrad. Pünktlich zum Jahreswechsel am 31.12.2021 erreichte er schliesslich den Südpol. Was Pascal Schmid auf seinem bislang grössten Abenteuer im «Ewigen Eis» erlebt und gelernt hat, erzählt er im Interview:

Susanne: Pascal, herzliche Gratulation zu Deiner erfolgreichen «Antarktis-Mission». Als Erstes: Sind denn noch alle Finger und Zehen dran?

Pascal: Es ist in der Tat so, dass die Temperaturen und das Wetter generell die grösste Challenge in der Antarktis sind. Wir haben Temperaturen (ohne Windchill) von bis zu -46 Grad erlebt, da ist permanenter und umfassender Schutz vor der Kälte ein Muss. Erfrierungen mit zum Teil erheblichen Folgen können rasch und vor allem häufig auch unbemerkt auftreten. Aber ja, es sind noch alle Finger und Zehen dran. Trotzdem hat die Kälte bei mir noch spürbare Folgen hinterlassen. Besonders meine Nase hat an den letzten Tagen vor der Erreichung des Südpols sehr gelitten. Wegen Erfrierungsblasen (Frost Bites) konnte ich die letzten Etappen nur noch mit einem Vollgesichtsschutz absolvieren. Auch einige meiner Finger sind bis heute noch von einem Taubheitsgefühl betroffen. Nachhaltige Schäden habe ich glücklicherweise jedoch nicht davongetragen.

Susanne: Die meisten von uns verbringen ihre Ferien sicherlich lieber im warmen Süden und können sich nicht im Entferntesten so eine Kälte vorstellen. Wie hast Du Dich auf diese extremen Temperaturen vorbereitet?

Pascal: Grosse Kälte kann man grundsätzlich nicht trainieren. Aber der Körper adaptiert sich bis zu einem gewissen Grad. Zum Glück fand die Expedition im arktischen Sommer statt. Während dieser Zeit scheint die Sonne 24-Stunden lang und temperiert das Zelt trotz grosser Kälte etwas. Die richtige Ausrüstung und die nötige Disziplin bei deren Anwendung ist dennoch enorm wichtig. Wenn man bedenkt, dass die ersten Entdecker Anfang des 20igsten Jahrhunderts in der Arktis und Antarktis nur mit einfachen Woll- oder Fellutensilien ausgerüstet waren, muss man deren Leistungen nur noch mehr bewundern. Heute verfügen wir über High-Tech-Materialien, welche einem das Überleben in der Kälte enorm erleichtern. Ich wollte zum Beispiel den speziell für 8000er konzipierten Schlafsack im Vorfeld meiner Expedition zuhause Ende November draussen im Garten testen. Das Experiment musste ich jedoch bereits nach 2 Stunden wegen Überhitzung abbrechen.

Susanne: Du hast erwähnt, dass während des arktischen Sommers, die Sonne 24 Stunden am Tag scheint. Verliert man da nicht jegliches Zeitgefühl?

Pascal: Bei 24 Stunden Helligkeit, wird der Tagesablauf nicht unbedingt von der Tageszeit, sondern vielmehr vom Wetter bestimmt. Häufig war es so, dass wir den Aufstieg zu einem Höhencamp am Mount Vinson erst um 15 Uhr in Angriff genommen haben und erst um Mitternacht dort angekommen sind. Besonders lange werden allerdings die Tage und Nächte, wenn es stürmt und das kommt leider nicht selten vor. Da kann es gut sein, dass man mehrere Tage im Schlafsack im Zelt bleiben muss und einem nichts anderes übrig bleibt als den Zelthimmel anzustarren.

Susanne: Das möchte ich mir gar nicht vorstellen. Wie übersteht man eine solche Zeit, nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch? Ich denke nicht, dass die Antarktis über eine solide Online-Verbindung verfügt, so dass Du zur Ablenkung wenigstens E-Mail und WhatsApp Nachrichten hättest beantworten können.

Pascal: Die Antarktis verfügt leider oder zum Glück über keinerlei Online-Verbindungen. Die einzige Verbindung zur Aussenwelt ist das Satellitentelefon. Dieser erzwungene «Digital Detox» war für mich eines der eindrücklichsten Erlebnisse der Expedition. Wieder einmal Zeit zu haben, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen oder einfach auch mal den Gedanken freien Lauf lassen, ohne dass daraus jedes Mal eine neue Selbsterkenntnis resultieren muss, kann sehr befreiend sein. In unserer digitalen Welt, wo man immer und überall erreichbar ist, sind solche Momente leider viel zu selten geworden. Meine Erfahrungen in der Antarktis haben mich davon überzeugt, dass wir uns alle gewisse Offline-Zeiten fest einplanen sollten. Dafür braucht es jedoch keine Expedition ans Ende der Welt. Online-freie Zeiten lassen sich auch prima in unseren Alltag integrieren. Dank modernen Technologien und dem New Work -Ansatz lassen sich Arbeitszeiten heute viel flexibler gestalten. Auf der anderen Seite kann das lange Ausharren auch sehr belastend sein. In solchen Momenten gibt es nur eines: Das Ziel zu visualisieren, um daraus ein Maximum an Energie zu ziehen.

Susanne: Wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen an einer solchen Expedition teilzunehmen?

Pascal: Ich bin gerne draussen in der Natur und liebe generell Herausforderungen. Ich habe daher bereits an verschiedenen Expeditionen in Nepal und Afrika teilgenommen. Der Antrieb ist sicherlich einerseits das Naturerlebnis in einer komplett unberührten Landschaft, andererseits aber auch die Herausforderung an die eigenen Grenzen und darüber hinaus zu gehen. Einen Berg mit viel Mühe zu besteigen und kurz vor dem Ziel im letzten Camp bei blauem Himmel umzukehren, weil ein Sturm aufzieht, braucht viel Disziplin. Die Motivation zu finden, die ganzen Strapazen nochmals bei einem zweiten Versuch auf sich zu nehmen, ist nicht immer einfach. Steht man dann jedoch am Schluss auf dem Gipfel, ist alles andere vergessen.

Susanne: Das heisst neben der körperlichen Fitness ist auch die mentale ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg?

Pascal: Das ist ganz genauso. Körperlich kann man sich vorbereiten. Die mentalen Herausforderungen lassen sich zwar im Vorfeld erahnen, sind dann aber vor Ort und je nach Situation sehr spezifisch. So ist es, wenn man es nicht selbst erlebt hat, fast unvorstellbar, was es heisst, tagelang in einer weissen Wüste unterwegs zu sein. Die Antarktis ist durchschnittlich von einem 3km dicken Eispanzer überzogen. Auf dem Weg zum Südpol gibt es ausser Eis und dem Horizont nichts. Kein Stein, kein Tier, keine Erhebung, einfach nichts. Und dann diese Stille. Ausser dem Wind ist kein anderes Geräusch zu hören. Diese absolute Ruhe sind wir nicht mehr gewohnt. Da kommt es schon vor, dass man sich selbst fragt: «Was mache ich eigentlich hier?». Doch einfach umkehren und aufgeben geht nicht. In solchen Momenten bleibt dir nur eine Option: Weiter gehen.

Susanne: Durchhaltewillen und Hartnäckigkeit sind Eigenschaften, die Dich auch im Geschäftsleben auszeichnen. Gibt es weitere Parallelen?

Pascal: Auf jeden Fall. Eine gute Vorbereitung ist unumgänglich. Es ist wichtig, dass man sich mit den verschiedenen Szenarien bereits im Vorfeld auseinandersetzt und auch mit Unvorhergesehenem rechnet. Der Schlüssel zum Erfolg einer Expedition, wie auch im Berufsalltag, ist jedoch ein gutes Team. Ohne Team-Work wird es ganz schwierig. Vieles ist nur im Team möglich, daher relativiert sich die Einzelleistung nicht unerheblich.

Susanne: Zum Schluss noch eine etwas indiskrete Frage, die mir aber schon während dem ganzen Interview auf der Zunge brennt: Was macht man eigentlich, wenn man auf die Toilette muss?

Pascal: Das ist in der Tat eine sehr gute und spannende Frage. Die Antarktis ist extrem geschützt. D.h. alles was mit in die Antarktis gebracht wird, muss auch wieder mit zurückgenommen werden. Und wenn ich sage alles, meine ich auch alles. Konkret bedeutet dies, man führt eine entsprechende Flasche und speziell konzipierte Beutel mit sich. Das gefrorene Material wird danach bis ans Ende der Reise mitgenommen und am Schluss zurück nach Chile verfrachtet.

Susanne: Vielen Dank für die spannenden Ausführungen Pascal. Man spürt richtig Deine Begeisterung und ich denke solche Expeditionen haben auch ein gewisses «Suchtpotential». Planst Du schon Dein nächstes Abenteuer?

Pascal: Privat habe ich noch einiges auf der «Bucket list». Vor allem die Besteigung eines 8000ers. Trotzdem geht der Job derzeit vor. Das Abenteuer Netrics geht in die nächste Runde. Hier stehen dieses Jahr neben der weiteren Expansion, viele spannende Projekte an. So werden wir unser Portfolio rund um den Modern Workplace weiter ausbauen und auch im Bereich Cloud Transformation noch mit einigen Highlights für unsere Kunden aufwarten können.

 

[1] Die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente werden inoffiziell als die Seven Summits bezeichnet

 

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