Unsere strategische Ausrichtung hat sich in der Corona-Zeit ausgezahlt
Netrics hat im vergangenen Jahr ihre Strategie mit Fokus auf die Cloud insbesondere in den Bereichen Microsoft Azure und Modern Workplace weiter konsequent umgesetzt. CEO Pascal Schmid spricht im Interview darüber wie sich die Ausrichtung während der Corona-Krise bewährt hat und welche Auswirkungen COVID-19 auf die Digitalisierung in Unternehmen hat.
Nach Abschluss der Rechenzentrumskonsolidierung Anfang letzten Jahres hat sich Netrics stark auf die Themen Microsoft Azure und Modern Workplace konzentriert. Wo lagen hierbei die grössten Herausforderungen?
Pascal Schmid: Wie bei jedem Change, welcher ein Unternehmen in grossen Teilen betrifft, ist es enorm wichtig alle Stakeholder und insbesondere die Mitarbeitenden frühzeitig mit auf die Reise zu nehmen. Als zertifiziertes Unternehmen, welches hohe Ansprüche an die Compliance insbesondere die Prozesstreue und die Sicherheit hat, ist die Integration von Dienstleistungen aus der Public Cloud in die stark regulierte, bestehende Prozesslandschaft nicht ganz einfach. Es galt Prozess-Adaptoren zu entwickeln, welche Modelle der Public Cloud mit etablierten Prozessen wie ITIL verbindet. Dies ist nicht primär eine technische Aufgabe und erfordert fundiertes Wissen in allen Cloud-Modellen. Die Einführung des DevOps-Ansatzes hat uns erlaubt, schnell konkrete Ergebnisse zu erzielen und die Brücke zwischen den Cloud-Welten zu schlagen.
Wie haben Sie es geschafft die Mitarbeitenden und die Kunden für die neuen Themen zu begeistern?
Pascal Schmid: Ein wichtiger Erfolgsfaktor war dabei sicherlich ein professionelles Change Management. Dazu haben wir im Vorfeld eine passende Methodologie evaluiert und die Mitarbeitenden entsprechend ausgebildet und zertifiziert. In unserem Fall fiel die Wahl auf PROSCI. In verschiedenen Phasen geht es darum sowohl den Mitarbeitenden wie auch den Kunden die Notwendigkeit einer Veränderungen näher zu bringen, die Motivation zu fördern den Change aktiv zu gestalten und das nötige Wissen aufzubauen. In mehrtägigen „Bootcamps“ wurden ganze Teams im Bereich Public Cloud und Modern Workplace ausgebildet und zertifiziert. Neben dem reinen Wissensaufbau haben aber auch der Erfahrungsaustausch und die sozialen Aspekte, wie beispielsweise bei einem gemeinsamen Pizza-Essen, eine wichtige Rolle gespielt. Gleiches gilt auch für unsere Kunden. Im Rahmen von Inspire Workshops ist es uns gelungen, das Interesse und den Appetit für die neuen Technologien bei unserer Kundschaft zu wecken.
Vom Interesse bis zur konkreten Umsetzung eines Projektes vergeht naturgemäss einige Zeit. In welchem Umfang hat der Markt die neuen Modelle bereits antizipiert?
Pascal Schmid: Ehrlich gesagt war ich überrascht über die Geschwindigkeit wie sich die Nachfrage entwickelt hat. Ich hätte gerade in der Schweiz eine grössere Skepsis gegenüber der Public Cloud erwartet. Vom Startup, welches ihre Drohnen via Microsoft Azure steuert bis hin zum internationalen Grosskonzern, welcher mit uns in nur 5 Monaten sämtliche Applikationen von einer Private Cloud in die Public Cloud verschoben hat, war alles dabei. Besonders erstaunlich war auch die Nachfrage nach dem Modern Workplace aus stark regulierten Branchen, wie beispielsweise dem Sozialversicherungswesen. Erfreulicherweise sind wir beim Gesetzgeber auf offene Ohren gestossen und bekamen grünes Licht auch von dieser Seite.
Und dann kam Corona. Welche Auswirkungen hatte der Ausbruch der Pandemie auf Ihr Unternehmen?
Pascal Schmid: Da ich letztes Jahr in China war, hatte ich bereits eine Vorahnung, was auf uns zu kommen könnte. Wir haben bereits im Januar diverse Szenarien in der Geschäftsleitung skizziert. Per Ende Februar haben wir dann den definierten Pandemie-Plan umgesetzt. Dies hat bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt die Hälfte der Mitarbeitenden basierend auf einer Kompetenz-Matrix im Home-Office gearbeitet haben. Nach dem Lockdown arbeitete dann die gesamte Belegschaft von zuhause aus. Da unser gesamter Betrieb ferngesteuert werden kann, kam es zu keinerlei Beeinträchtigung unserer Services. Hier war sicherlich der bereits flächendeckende Einsatz des Modern Workplaces bei netrics ein wichtiger Vorteil. Die grössere Herausforderung als die Technik war sicherlich der menschliche Aspekt. Wie kann der Austausch zwischen den Mitarbeitenden aufrechterhalten werden? Dank umfangreichen Guidelines für das Arbeiten im Home-Office, welche durch unsere HR-Abteilung erarbeitet und geschult wurden, war die Einrichtung von Home-Office Chaträumen oder die Etablierung von virtuellen Apéros wichtig. Diese konnten zwar die gemeinsame Kaffeepause nicht vollständig aber wenigstens teilweise ersetzen.
Welche Folgen hatte COVID-19 bei Ihren Kunden?
Pascal Schmid: Diese Frage kann nicht generell beantwortet werden, da sich die Situation individuell pro Unternehmen anders gestaltet hat. Kunden, welche bereits über Möglichkeiten für Remote-Working verfügten, konnten relativ problemlos den Wechsel ins Home-Office vollziehen. Selbstverständlich gab es da und dort Anpassungen im Netzwerkbereich. Wichtig dabei war vor allem den Datenschutz auch im Home-Office zu gewährleisten. Dies erforderte neben der Umsetzung von technischen Massnahmen auch die Anpassung von Prozessen. Kunden mit einer on premise Installation (IT Infrastruktur im eigenen Hause) hatten da schon grössere Herausforderungen zu meistern. So galt es den Kunden dabei zu unterstützen minimale Kommunikationsmöglichkeiten wie Video-Conferencing oder Chat zur Verfügung zu stellen. Dank Microsoft Teams konnte dies häufig schnell und einfach geschehen. Ganz wichtig ist jedoch zu verstehen, dass dies nur ein temporärer Zustand sein kann. Ist die Corona-Krise einmal ausgestanden gilt es die Digitalisierung konsequent umzusetzen und beispielsweise den Modern Workplace ganzheitlich einzuführen.
Sie sprechen es an. Wie wird sich die Corona-Pandemie auf die Digitalisierung auswirken?
Pascal Schmid: Ich bin überzeugt, dass neben den vielen negativen Aspekten COVID-19 zu einem gewissen Umdenken führen und die Digitalisierung massiv beschleunigen wird. Dies zeigt auch die massiv gestiegene Anzahl Anfragen zu diesem Thema. Vielen ist bewusst geworden, dass die viel proklamierten Werkzeuge und Modelle wie Home-Office auch wirklich funktionieren. Der erzwungene Praxistest hat zur Einsicht geführt, dass die Digitalisierung nicht einfach „nice to have“, sondern für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens matchentscheidend sein wird.
Vielen Dank Pascal Schmid für das Gespräch.